Die Bauarbeiter hatten beobachtet, wie der Sattelzugfahrer versucht hatte, ein Firmengelände im Industriegebiet in Wildeck-Obersuhl zu verlassen. Dazu hätte er eine davor befindliche Baustelle passieren müssen, was ihm jedoch aufgrund des schlechten Fahrzeugzustandes offensichtlich nicht gelungen war.
Nach einer ersten Betrachtung des Sattelzuges stellte sich heraus, dass es sich um eine Untertreibung handelte - der Sattelzug machte nicht nur einen desolaten Eindruck, er war in einem technisch katastrophalen Zustand! Als Ladung befanden sich vier schrottreife Auflieger auf der Ladefläche die, wie sich später herausstellte, nach Afrika verschifft werden sollten.
Die Beamten staunten nicht schlecht, als sie näher an die Sattelzugmaschine herantraten, da sie "so etwas bisher noch nie gesehen haben". Bereits auf den ersten Blick stellten sie fest, dass der Radbolzen an der Lenkachse rechts abgerissen war, auf der linken Fahrzeugseite warf der Reifen bereits Blasen. Vier der Reifen der Antriebsachse waren derartig heruntergefahren, dass faktisch kein Profil mehr vorhanden war; in Verbindung mit dem kaputten Bremssystem, das einen passenden Eindruck zum ganzen Sattelzug machte, wäre hier ein Unfall sehr wahrscheinlich gewesen.
Den eklatant durchgerosteten Dieseltank, der obendrein unfachmännisch geschweißt worden war, hatte man mittels eines einfachen Spanngurtes befestigt. Die Zuleitung, nunmehr ohne Funktion, hatte man mit einem sauberen Schnitt abgetrennt. Der Grund hierfür ist leider nicht bekannt, vermutlich sollte dieser Tank lediglich als Reservetank dienen. Bei Bedarf wäre der Inhalt wahrscheinlich umgepumpt worden.
Nachdem die Mängelliste des verkehrsuntauglichen Sattelzuges immer länger und nach einer Weile abgeschlossen wurde, widmete sich die Funkstreife dem Auflieger.
Auffällig war hierbei insbesondere die Schieflage, in der sich der defekte Anhänger in seinem parkenden Zustand befand. Während einer Fahrt hätte dieser jederzeit umkippen können. Er wurde nämlich mit vier weiteren, ebenso zerschlissenen und schrottreifen Aufliegern beladen, die man einfach übereinandergestapelt und mit kleinen losen Metall- und Holzteilen mittels "Drauflegen" "gesichert" hatte. Aufgrund fehlender Sicherungsmittel und des defekten unteren Aufliegers hatte sich die Ladung bereits schon bei den ersten Fahrversuchen verschoben.
Die Reparatur des defekten Aufliegers zum Weitertransport war ausgeschlossen, eine Wiederherstellung der Verkehrssicherheit definitiv nicht möglich.
Glücklicherweise traute sich der bisher unbekannte Fahrzeugführer offensichtlich nicht zu, die abschüssige Baustelle mit dem Gespann im mangelhaften technischen Zustand zu passieren. Passanten gegenüber äußerte er wohl einen treffenden Satz: Er habe Angst, "dass alles umfalle" und verließ die Örtlichkeit, nachdem er den Sattelzug geparkt hatte. Nach Angaben der vor Ort befindlichen Bauarbeiter, stellte der Fahrer seinen LKW ab und gab ihnen gegenüber an, diesen später zurück nach Polen zu fahren. Wenn die Bauarbeiten vor dem Firmengelände abgeschlossen seien, wolle er zurückkommen und die Fahrt mit dem Sattelzug fortsetzen.
Um dies zu verhindern legten die Streife den Sattelzug an die Kette. Dies ist eine gängige Maßnahme um unkontrolliertes Wegfahren zu verhindern.
Zeitgleich wurde der polnische Halter über die Maßnahme informiert. Zum jetzigen Zeitpunkt erwartet weder den Halter noch den Fahrer ein Bußgeld, da sich der Sattelzug derzeit nicht im öffentlichen Verkehrsraum befindet. Allerdings werden weitere Maßnahmen zur Gefahrenabwehr getroffen.