Am Mittwoch, 26.11.2025, erhielt der 39 Jahre alte Mordfall der fünfjährigen Zeynep aus Neuenrade neue Hinweise nach einer Ausstrahlung bei „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Mehrere Anrufer nannten unabhängig voneinander den Namen eines damals jugendlichen Mannes aus der türkischen Community, der mit den am Tatort gefundenen Motorradhandschuhen in Verbindung stehen soll.
Neuer Ermittlungsansatz im Cold Case Zeynep: Hinweise auf damaligen Jugendlichen aus der Community
Nach der Ausstrahlung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ am 26. November 2025 haben die Ermittlungen im Mordfall der fünfjährigen Zeynep aus Neuenrade neuen Auftrieb erhalten. Der seit 39 Jahren ungeklärte Fall wird seit Oktober 2025 offiziell als Cold Case neu aufgerollt.
Bereits während und unmittelbar nach der Fernsehsendung gingen zahlreiche Hinweise bei Polizei und Staatsanwaltschaft ein. Im Mittelpunkt steht nun erstmals ein namentlich genannter Verdacht zu einem damals jugendlichen Mann aus dem Umfeld der türkischen Community in Neuenrade.
Der Mordfall Zeynep – Tat und Fundort
Zeynep wurde 1981 geboren und lebte mit ihren Eltern und drei Geschwistern in einem Mehrfamilienhaus am Waldrand von Neuenrade im Märkischen Kreis. Das Haus war überwiegend von türkischen Familien bewohnt, darunter viele mit familiären Wurzeln in Bafra. Die Familie wohnte im ersten Stock. Nach damaligen Angaben war die Haustür des Gebäudes in der Regel unverschlossen.
Das Elternhaus von Zeynep im Jahr 1986. (Bildquelle: Polizei Hagen)
In der Nacht von Freitag, 14. November, auf Samstag, 15. November 1986, verschwand Zeynep unbemerkt aus der elterlichen Wohnung. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie die Wohnung selbstständig verließ.
Am nächsten Morgen wurde das Kind knapp 100 Meter vom Wohnhaus entfernt tot aufgefunden. Der Fundort lag an einem Stacheldrahtzaun zwischen Waldrand und Viehweide.
Zeynep war halb entkleidet und wies mehrere Messerstiche auf. Der Täter konnte trotz intensiver Ermittlungen nie identifiziert werden. Der Mord ist bis heute nicht verjährt.
Über diesem Stacheldrahtzaun hing das tote Mädchen. (Bildquelle: Polizei Hagen)
Spurenlage am Tatort und entsorgte Beweisstücke
Nach der Tat entsorgte der Täter mehrere Gegenstände in einer Mülltonne, die sich etwa 50 Meter vom Tatort entfernt befand. Dort fanden Ermittler:
- ein Paar Kunstleder-Motorradhandschuhe
- ein rotes Taschenmesser, das als mutmaßliche Tatwaffe gilt
Nach Einschätzung der Ermittler könnte das Taschenmesser aus einer türkischen Teestube stammen, in der sich damals regelmäßig Männer trafen. Zusätzlich wurde am Tatort eine Socke mit Spurensicherungskennzeichnung gefunden.
Diese Spuren stehen bis heute im Mittelpunkt der Ermittlungen und werden aktuell mit moderner forensischer Technik erneut untersucht.
Diese Handschuhe und das Taschenmesser ließ der Mörder zurück. (Bildquelle: Polizei Hagen)
Neue Hypothese zum Tatablauf
Im Zuge der erneuten Ermittlungen wird auch der Tatablauf neu bewertet. Die Polizei hält es für möglich, dass Zeynep dem Täter nicht erst im Freien begegnete, sondern bereits im Keller oder im Treppenhaus des Wohnhauses auf ihn traf.
Der Täter könnte über die unverschlossene Haustür in das Gebäude gelangt sein. Diese Annahme stellt eine Ermittlungshypothese dar und ist bislang nicht abschließend geklärt.
Am Fundort fand man eine Socke von Zeynep. (Bildquelle: Polizei Hagen)
Die neue Spur nach Aktenzeichen XY
Während der Ausstrahlung von „Aktenzeichen XY… ungelöst“ meldeten sich mehrere Zuschauer telefonisch und unabhängig voneinander bei den Ermittlern. Noch während der laufenden Sendung nannten mehrere Anrufer erstmals den Namen eines möglichen Täters oder Tatbeteiligten, der den Ermittlungsbehörden bislang nicht bekannt war.
Bei der genannten Person handelt es sich nach Angaben aus den Hinweisen um einen damals jugendlichen Mann aus der türkischen Community von Neuenrade – also aus demselben sozialen Umfeld, in dem auch Zeynep lebte.
Mehrere Anrufer brachten diesen Jugendlichen konkret mit den am Tatort gefundenen Motorradhandschuhen in Verbindung. Sie äußerten den Verdacht, dass es sich bei ihm um den möglichen Besitzer der Handschuhe handeln könnte.
Ob dieser Jugendliche tatsächlich Eigentümer der Handschuhe war, welche Beziehung er zur Nachbarschaft oder zur Familie hatte und wo er sich heute aufhält, ist Gegenstand der aktuellen Ermittlungen.
Die Ermittler hoffen auf den großen Durchbruch nach 39 Jahren. (Bildquelle: ZDF)
Ermittlungen nach der Sendung
Die Polizei Hagen bestätigte, dass nach der Sendung zahlreiche neue Hinweise eingegangen sind. Diese werden derzeit gesichtet, bewertet und auf ihre Relevanz geprüft. Die Mordkommission Hamm ist mit der erneuten Aufarbeitung des Falls betraut.
Alle vorhandenen Asservate – insbesondere Handschuhe, Messer und weitere Spuren – werden mit heutiger Technik erneut untersucht.
Die Ermittler prüfen aktuell:
- die Identität des genannten Jugendlichen
- seinen möglichen Aufenthaltsort
- seine Rolle innerhalb der damaligen Community
- mögliche Beziehungen zur Tat oder zu Mitwissern
Auch emotionale Anrufe aus der Community gingen ein. Nach Angaben aus dem Umfeld der Ermittlungen soll sich auch Zeyneps Vater persönlich bei Polizei und Staatsanwaltschaft für die erneute Aufmerksamkeit und die Bemühungen bedankt haben.
Fundort und Wohnung des Mädchens liegen auffällig nah beeinander. (Bildquelle: Google Maps / ZDF)
Belohnung und rechtliche Einordnung
Die Staatsanwaltschaft Hagen hatte ursprünglich eine Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen. Noch während der Fernsehsendung stockten Privatpersonen diesen Betrag auf. Die Belohnung beläuft sich inzwischen auf insgesamt 21.000 Euro, bestehend aus:
- 5.000 Euro der Staatsanwaltschaft
- 16.000 Euro aus privaten Mitteln
Die ermittelnde Staatsanwältin Miriam Polk appelliert insbesondere an mögliche Mitwisser, sich zu melden. Eine mögliche Mitwisserschaft wäre nach 39 Jahren zwar verjährt, der Mord selbst jedoch nicht. Der Täter könnte weiterhin strafrechtlich verfolgt werden. Mitwisser müssen heute keine strafrechtlichen Konsequenzen mehr fürchten.
Polk erklärte, dass der Fall 1986 nicht die mediale Aufmerksamkeit erhalten habe, die er nach heutigen Maßstäben erreichen würde. Die erneute öffentliche Fahndung soll genau diese Lücke schließen.
Aktueller Stand
Der Mord an Zeynep aus Neuenrade ist weiterhin ungeklärt. Die neue Spur zu einem namentlich genannten Jugendlichen aus dem damaligen Umfeld gilt als der bislang konkreteste Ermittlungsansatz seit Jahrzehnten. Ob sie zu einem Durchbruch führt, ist offen.
Polizei und Staatsanwaltschaft werten die neuen Hinweise aus und bitten weiterhin um Angaben – insbesondere zu den Motorradhandschuhen, dem roten Taschenmesser und zu Personen, die 1986 Beobachtungen gemacht oder geschwiegen haben.
Die Mordkommission ist überzeugt: Die Chance, den Täter jetzt zu finden, ist größer als je zuvor.
Zeugenaufruf der Kripo Hagen
Telefon: 02331 / 98 62 525
Ab 27. November: 02331 / 98 62 066
Telefonnummer für Hinweise, die vertraulich abgegeben werden sollen: 0151 / 61 64 13 22
E-Mail: neuenrade.hagen@polizei.nrw.de
Quelle: Polizei Hagen