Ungebremst kam es zum Zusammenstoß mit dem Zwillingspaar. Dabei wurde der kleine Junge an der Körperseite gestreift, das Mädchen geriet jedoch unter das Fahrzeug und wurde überrollt.
Ohne sich um die beiden Kinder zu kümmern, flüchtete der bis dahin unbekannte Fahrer in Richtung Rodenseelstraße.
Sofort alarmierte Rettungskräfte, darunter auch ein Notarzt, behandelten die Kinder zunächst vor Ort, ehe sie mit dem Verdacht schwerster Verletzungen in ein Essener Krankenhaus transportiert wurden.
Die Polizeileitstelle löste eine Ringalarmfahndung aus, woraufhin eine Vielzahl von Streifenwagen den Nahbereich nach dem flüchtigen Fahrzeug absuchten. Der Fahrzeugführer konnte jedoch zunächst unerkannt fliehen.
Ein kurz nach dem Unfall veröffentlichter Fahndungsaufruf nach einer älteren grauen Limousine führte zu einigen Zeugenhinweisen, letztendlich aber nicht zur Ergreifung des Flüchtigen.
Nach der Unfallaufnahme, die mittels neuster Aufnahmetechnik (3D-Scanner) durch Spezialisten des Verkehrsunfallaufnahmeteams durchgeführt wurde, suchten die ermittelnden Polizisten Anwohner und Geschäfte auf mit dem Ziel, weitere Zeugen zu finden. Hierbei entdeckten sie in zwei Geschäften Sicherheitskameras.
Mit den vorliegenden Informationen wurden die Videoaufzeichnungen eingesehen und mehrere verdächtige Fahrzeuge identifiziert. Ermittlungen zeigten jedoch, dass diese Fahrzeuge an dem Unfall nicht beteiligt gewesen waren.
Nach der Vernehmung weiterer Unfallzeugen wurden erneut die Videoaufzeichnungen überprüft und anhand der neuen Hinweise gelang es, ein weiteres tatverdächtiges Fahrzeug festzustellen und den 86-jährigen Halter zu identifizieren.
Die Ermittler des Verkehrsunfallaufnahmeteams suchten den Fahrzeughalter augenblicklich auf. Dieser gab den Ermittlern an, dass sein Fahrzeug derzeit aufgrund eines Sachschadenunfalls in einer Werkstatt sei.
Aufgrund zeitlicher Dringlichkeit fuhren die Ermittler daraufhin sofort zu der benannten Werkstatt, weil nicht auszuschließen war, dass die Reparatur bereits durchgeführt wird. Das mutmaßliche Unfallfahrzeug, ein grauer Opel Omega, befand sich bereits auf der Hebebühne, einige Fahrzeugteile waren wie vermutet bereits abmontiert. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Essen wurde das Fahrzeug sichergestellt und die Unfallspuren durch einen Sachverständigen begutachtet.
Am mutmaßlichen Kollisionspunkt am Unterboden des Schwellers konnten Spuren, darunter blondes Haar, aufgefunden werden. Das Haar und weitere Spuren wurden gesichert und zur Analyse in ein Labor geschickt. Mit einer Vergleichsprobe des Mädchens konnte daraufhin zweifelsfrei festgestellt werden, dass die Haare am Fahrzeug mit den Haaren des Mädchens übereinstimmen. Das Ermittlungsverfahren wegen Verkehrsunfallflucht richtet sich daher gegen den 86-jährigen Essener.
Den Kindern geht es den Umständen entsprechend gut, sie werden durch Kolleginnen und Kollegen des Verkehrsunfallopferschutzes betreut. Vermutlich ist es dem Schulrucksack und der dickeren Winterjacke zu verdanken, dass das Mädchen nicht noch schwerer oder sogar lebensgefährlich verletzt wurde. Beide Gegenstände wirkten bei dem Zusammenstoß wie ein Airbag.
Die Polizei bedankt sich bei den vielen Zeugen bei der Mitfahndung und Hilfe bei der Aufklärung der Unfallflucht.
Einer der Hauptermittlungsführer, ein sehr erfahrener Sachbearbeiter des Verkehrsunfallkommissariats, ist mit Abschluss der Ermittlungen und der Identifizierung des mutmaßlichen Unfallfahrers in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Er war auch einer der Mitbegründer des neuen Spezialistenteams bei der Verkehrsunfallaufnahme und hat den Aufbau sowie die Weiterbildung in den letzten Jahren tatkräftig unterstützt.