Nordrhein-Westfalen

Kuriose Polizeieinsätze 2020 in Bielefeld

Tierische Zeugen der Geschwindigkeitskontrolle
Tierische Zeugen der Geschwindigkeitskontrolle (Bildquelle: Polizei Bielefeld)

Eine Gänsefamilie und Küken auf den Autobahnen, ein vorgetäuschter PKW-Diebstahl zur Verdeckung einer Unfallflucht und nicht ganz so clevere Einbrecher - auch im Jahr 2020 hatte die Polizei Bielefeld wieder mit allerhand kuriosen Einsätzen zu tun.

Mit dem Foto einer neugierigen Rinderherde gelang Polizisten des Verkehrsdienstes während Geschwindigkeitskontrollen der Schnappschuss des Jahres. Auf der behördeneigenen Facebookseite erreichte das Posting über 86.000 Personen und rief über 10.000 Interaktionen und knapp 3.500 Reaktionen und Kommentare hervor. Sogar ausländische Medien zeigten Interesse an einer Verwertung des Schnappschusses.

Hier eine Auswahl ungewöhnlicher, überraschender, lustiger oder unglaublicher Einsätze der Polizei Bielefeld aus dem Jahr 2020:

Sackgasse Parkhaus Ein BMW-Fahrer scheiterte am 16.01.2020 bei dem Versuch, sich einer Polizeikontrolle zu entziehen. Streifenpolizisten beabsichtigten den 27-jährigen BMW-Fahrer aus Spenge nach einem Verkehrsverstoß an der Herforder Straße/ Zimmerstraße gegen 16.20 Uhr anzuhalten. Der BMW-Fahrer setzte seine Fahrt ungerührt fort, fuhr in das Parkhaus an der Zimmerstraße und raste mit überhöhter Geschwindigkeit die Rampe hinauf. Die Beamten verfolgten den Flüchtenden über mehrere Etagen des Parkhauses. Auf einer Ebene des Parkhauses hielt der 27-Jährige an, stieg aus dem 3er BMW und rannte los. Nach kurzer Verfolgung zu Fuß nahmen die Beamten ihn fest. Die Ermittlungen ergaben, dass gegen den polizeibekannten BMW-Fahrer ein Haftbefehl vorlag. Er war angetrunken und hatte Drogen konsumiert. Sein BMW wurde sichergestellt.

Einbrecher lässt seinen Personalausweis am Tatort zurück Am Abend des 21.02.2020 stieg ein Bielefelder in einen Bürokomplex an der Ummelner Straße ein. Der Einbrecher ließ neben seinem Fahrrad und seiner Jacke seinen Ausweis am Tatort liegen. Ein Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes bemerkte gegen 22.35 Uhr in der Nähe des Eingangs des Bürogebäudes herrenlose Gegenstände, wie ein Fahrrad, eine Jacke und eine Spirituosenflasche. An der Eingangstür stellte der Sicherheitsmitarbeiter eine eingeschlagene Scheibe an der Tür fest und benachrichtigte die Polizei. Die eingetroffenen Polizeibeamten durchsuchten die Räume, fanden dabei mehrere aufgebrochene Büromöbel und Diebesgut, das der Täter offensichtlich zum Abtransport bereit gelegt hatte. Der Einbrecher hatte außerdem offensichtlich eine Sektflasche geleert. Zwar konnten die Beamten den Täter nicht mehr am Tatort antreffen, jedoch machte dieser es den Polizisten leicht. Er ließ in einem Büroraum seinen Personalausweis zurück. Gegen den polizeibekannten 30-jährigen Bielefelder wurde ein Strafverfahren eingeleitet.

Verdächtiges Verstecken Beim Anblick eines Streifenwagens suchte ein Mann am 29.03.2020, gegen 3.55 Uhr, in einem Vorgarten Schutz, während sein Begleiter weiter auf der Otto-Brenner-Straße in Richtung Heeper Straße ging. Bei der Nachschau in dem Vorgarten bemerkten die Polizisten den dunkelgekleideten Mann, der sich hinter einer hohen Tanne versteckte. Zeitgleich wurde der zweite Mann angesprochen und anschließend gemeinsam mit dem anderen kontrolliert. Nach einigen ausweichenden Antworten zum Grund des Aufenthalts in dem Vorgarten, gaben der 22- und der 23-jährige Bielefelder ihr Vorhaben zu, in den nahegelegenen Kiosk einbrechen zu wollen. Dazu waren sie mit einem Pkw angereist, den sie in der Nähe abgestellt hatten. In dem Auto lag Einbruchwerkzeug bereit. Dieses stellten die Polizisten sicher. Zudem war der 22-Jährige mit dem Auto gefahren, obwohl er unter Drogeneinfluss stand. Beide Männer waren der Polizei bereits wegen diverser Einbrüche bekannt und wurden wegen des versuchten Einbruchs angezeigt. Zudem erhielt der Jüngere eine Verkehrsstrafanzeige wegen des Drogenkonsums.

Gänsefamilie auf der Autobahn Am Morgen des 17.04.2020 wurde der Polizei eine Gefahrenstelle auf der Autobahn A30 bei Löhne gemeldet. Auf der linken Fahrspur watschelte eine Graugans aufgeregt in Fahrtrichtung Osnabrück. Wie an einer Perlenschnur folgten ihr sieben Küken. Offensichtlich suchte die Gänsemutter einen Fußweg über die Autobahn, konnte jedoch mit ihren Kleinen die Betongleitwände in der Mitte der Autobahn nicht überqueren und fand auch auf der anderen Seite, wo sich eine Lärmschutzwand befindet, keinen Ausgang. Die eingesetzten Polizeibeamten versuchten, die gesamte Familie durch eine geöffnete Fluchttür in der Lärmschutzwand zu geleiten, aber die Gänsemutter ergriff auf einmal die Flucht, flog davon und kehrte auch nicht mehr zurück. Die zurückgelassenen Küken wurden nun alle nacheinander durch die Beamten im Laufschritt auf der Fahrbahn eingefangen und in Gewahrsam genommen. Mit Hilfe der Feuerwache in Löhne fand sich eine Betreuung für die kleinen Gänse; die Tochter eines Jägers in Bad Oeynhausen nahm die Küken in Obhut.

Polizisten lassen sich nicht hinters Licht führen Am frühen Morgen des 01.05.2020 meldete sich eine 60-jährige Bielefelderin bei der Leitstelle der Polizei, um einen Fahrzeugdiebstahl - eines Skoda Fabias - von der Geislinger Straße anzuzeigen. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass das besagte Fahrzeug in derselben Nacht in einen Unfall auf der Brockhagener Straße verwickelt worden war. Der Fahrer floh vom Unfallort und stellte den PKW auf dem Parkplatz eines Supermarktes ab. Hier demontierte er die Kennzeichen und entfernte sich. Die Beamten teilten der 60-Jährigen nach den Ermittlungen an ihrer Wohnanschrift mit, dass das gestohlen gemeldete Fahrzeug wieder aufgetaucht sei - allerdings ohne Aufbruchspuren und stattdessen mit Unfallschaden. Sie machten ihre Zweifel an den Ausführungen der 60-Jährigen deutlich und konfrontierten sie mit der Unfallflucht. Daraufhin öffnete die Bielefelderin eine der Zimmertüren ihrer Wohnung. In dem Raum befand sich ihr Sohn, der noch im Bett lag. Sinngemäß sagte sie zu ihm: "Steh auf. Es ist alles aufgeflogen. Die Polizei ist auch schon hier."

Tierisch neugierige Augenzeugen Der Verkehrsdienst der Polizei Bielefeld führte am 29.05.2020 Geschwindigkeitskontrollen an der Karl-Triebold-Straße durch und sorgte damit für Aufsehen in einer Rinderherde. Das blitzende Rotlicht weckte scheinbar nicht nur das Interesse der Autofahrer, sondern auch das der Tiere. Dicht gedrängt standen die Rinder am Zaun, um das Schauspiel zu beobachten. Immerhin fuhren 37 von 438 überprüften Fahrzeugen zu schnell. Wahrscheinlich staunten die Rinder nicht schlecht, als ein Audi Q7 mit 107 km/h an ihnen vorbeifuhr, obwohl die Autofahrer hier doch nur 60 km/h fahren dürfen. Auch der Fahrer eines Mercedes Sprinter wird mit 89 km/h für mächtiges Aufsehen gesorgt haben. Da die beiden Fahrer mit Fahrverboten rechnen mussten, durften die Rinder auf etwas mehr Ruhe an ihrer schönen Weide hoffen.

Polizisten retten Küken auf der Autobahn Am 23.05.2020 verirrte sich eine mehrköpfige Entenfamilie auf die A33 im Bereich des Autobahnkreuzes Bielefeld. Um die Mittagszeit verständigte eine besorgte Autofahrerin die Polizei, nachdem sie die Tiere auf der Fahrbahn entdeckt hatte. Beamte der Autobahnpolizei rückten aus und sperrten die Fahrbahn, um die Entenfamilie vor den vorbeirauschenden Fahrzeugen zu schützen. Als die Polizisten ausstiegen, flog die Entenmutter davon. Zwei Beamte fingen die elf Küken behutsam ein und brachten sie zu einem Tierheim nach Bielefeld-Senne.

Luftschlangen führen Polizisten zu Einbrecher Ein Täter verlor am 03.07.2020 nach einem Wohnungseinbruch in der Oststraße auf der Flucht Luftschlangen. Dank eines Zeugenanrufs konnten Polizeibeamte die Verfolgung aufnehmen. Sie folgten der Luftschlangen-Spur und nahmen den Einbrecher vorläufig fest. Ein 27-jähriger Bewohner eines Mehrfamilienhauses an der Oststraße befand sich gegen 8.50 Uhr im Keller des Hauses, als er laute Geräusche aus dem Erdgeschoss hörte. Er ging hinauf in den Flur und traf im Hauseingangsbereich auf einen Mann, der einen Wäschekorb mit verschiedenen Gegenständen aus dem Haus trug. Wenig später stellte der 27-Jährige die aufgebrochene Tür einer Erdgeschosswohnung fest, benachrichtigte die Polizei und beschrieb den verdächtigen Unbekannten. Auffällig war die verbundene Hand des Mannes. Die Streifenwagenbesatzungen stellten am Tatort neben den Beschädigungen an der Wohnungstür auch herumliegendes Kleingeld sowie Luftschlangen fest. Bei der Absuche des Umfelds sahen die Polizisten im Bereich eines anderen Hauseingangs Luftschlangen auf dem Boden liegen. Die Bewohner des Hauses gaben den Beamten den Hinweis auf eine Wohnung, in der sich der Verdächtige mit der verbundenen Hand aufhalten sollte. In dieser Wohnung nahmen die Polizisten dann auch tatsächlich den 33-jährigen Einbrecher vorläufig fest und stellten die Beute sicher.

Fluchtwagen wartet nicht auf Komplizen Nachdem ein Unbekannter am 04.08.2020 ein Notebook in einem Haushalt an sich nahm, verfolgte ein Anwohner den Eindringling bis zu einem Fluchtfahrzeug in der Nachbarschaft. Eine 43-jährige Anwohnerin überraschte gegen 14.10 Uhr einen fremden Mann in ihrer Wohnung an der Gütersloher Straße. Der Ertappte brachte nur zweimal in Englisch "Toilet" hervor und lief mit einem erbeuteten Notebook aus dem Haus. Die Bewohnerin bat ihren 23-jährigen Sohn, die Verfolgung aufzunehmen. Der junge Mann lief dem Dieb auf der Gütersloher Straße stadtauswärts bis zur Hegelstraße hinterher. Er sah, wie der Unbekannte auf einen schwarzen Audi Kombi mit einem tschechischen Kennzeichen zusteuerte, der mit zwei Personen am Straßenrand stand. Beim Erkennen des Fluchtwagens brach der 23-Jährige die Verfolgung wegen der Überzahl der Männer ab. Der Zeuge sah, wie der Fahrer plötzlich den Motor des Audi startete und anfuhr - allerdings ohne den Dieb einsteigen zu lassen. Dieser lief hinter dem Pkw in Richtung der Von-Möller-Straße her. Dabei fluchte er in einer fremden Sprache. Es ist nicht bekannt, ob die beiden Männer in dem PKW ihren laufenden Komplizen einsammeln konnten.

31 Jahre ohne Führerschein Am 04.09.2020 erwischten Polizisten des Verkehrsdienstes am Rabenhof einen PKW-Fahrer, der bereits seit 31 Jahren keinen Führerschein mehr besaß. Beamte des Verkehrsdienstes kontrollierten gegen 9.20 Uhr auf der Straße Rabenhof einen Opel Vectra. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass der 57-jährige Fahrer bereits 1989 seine Fahrerlaubnis wegen eines Verkehrsdeliktes abgegeben hatte und seitdem auch keine neue erworben hatte. Der Halter des PKW saß während der Kontrolle auf dem Beifahrersitz. Bei seinem bulgarischen Führerschein bestand der Verdacht der Urkundenfälschung, so dass dieser sichergestellt wurde. Außerdem ergaben weitere Ermittlungen, dass der 64-Jährige bereits mit einem gefälschten syrischen Führerschein bei der Polizei aufgefallen war.

Rucksack verhakt sich an Fahrzeug und zieht Fußgänger mit Bei einem ungewöhnlichen Verkehrsunfall in der Einfahrt zu einer Schule am Zionswald erlitt am 01.10.2020 ein Fußgänger leichte Verletzungen. Ein 16-jähriger Bielefelder hielt sich gegen 15.15 Uhr in einer Personengruppe im Einfahrtsbereich des Schulgeländes an der Straße Zionswald auf. Er stand mit einem Rucksack auf dem Rücken zur Einfahrt. Ein 24-jähriger Bielefelder, der mit seinem Pritschen-LKW die Straße Zionswald befuhr, bog in die Einfahrt ab. Als der Wagen an der Gruppe vorbeifuhr, verhakte sich ein Riemen des Rucksacks des 16-Jährigen in dem Haken des Pritschenwagens für das Sicherungsnetz. Dadurch zog das Fahrzeug den Fußgänger ein Stück mit sich, bis der Rucksackriemen riss. Der 16-Jährige erlitt leichte Verletzungen.

Mit dem Roller über die Autobahn Am 15.11.2020 stoppten Autobahnpolizisten einen Jugendlichen, der mit seinem Roller auf der A2 in Fahrtrichtung Hannover unterwegs war. Ein 17-Jähriger aus Herford fiel einer Autobahnstreife gegen 4.40 Uhr auf, weil er mit einem Peugeot Roller fuhr, an dem ein Versicherungskennzeichen angebracht war. Damit die Beamten zu dem Roller aufschließen konnten, mussten die Beamten etwa mit 120 km/h fahren. Sie stoppten ihn im Bereich der Anschlussstelle Vlotho West. Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass der 17-Jährige das Versicherungskennzeichen eines Mofa 25 km/h an den Roller montiert hatte. Einen Führerschein besaß er nicht, sondern nur eine Mofaprüfbescheinigung. Wegen der hohen gefahrenen Geschwindigkeit bestand zudem der Verdacht, dass der Peugeot Roller technisch manipuliert war. Weitere Verstöße lagen im Bereich des Pflichtversicherungs- und des Kraftfahrsteuergesetzes. Die Beamten fuhren mit dem Jugendlichen zu seinem Elternhaus, weil er sich nicht ausweisen konnte. Den Roller stellten die Beamten sicher.