Am Freitag, 26. September 2025, haben Beamte der Polizei Warschau in enger Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei Trier, dem Landeskriminalamt Berlin und der Kriminalpolizei Waiblingen ein betrügerisches Callcenter im Warschauer Stadtteil Praga-Południe zerschlagen.
Zwei Tatverdächtige wurden in Warschau festgenommen, eine dritte Person bei einer geplanten Geldübergabe in Winnenden (Baden-Württemberg).

Die Betrugsmasche
Bei der angewendeten Betrugsform handelte es sich um sogenannte Schockanrufe.
Dabei kontaktieren die Täter überwiegend ältere Menschen telefonisch und geben sich mit weinerlicher Stimme als vermeintliche Angehörige aus. Sie behaupten, selbst oder ein naher Angehöriger habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht, weshalb eine Inhaftierung drohe.

Anschließend übernimmt ein angeblicher Polizist oder Staatsanwalt das Gespräch und erklärt, dass zur Abwendung der Haft eine hohe Kaution gezahlt werden müsse.
Unter massiver Druckausübung werden die Opfer zu ihren Vermögensverhältnissen befragt und aufgefordert, Bargeld, Schmuck oder Wertgegenstände an einen angeblichen Beamten zu übergeben.

Häufig nutzen die Täter persönliche Informationen aus Traueranzeigen, um ihre Lügengeschichten glaubhafter erscheinen zu lassen. Tatsächlich existierten die angeblichen Verkehrsunfälle, Todesopfer oder Strafverfahren nie.
Erfahrungsgemäß handelt es sich bei den Tätern um international agierende Gruppierungen, die massenhaft Anrufe in ganz Deutschland tätigen.

Der Fall
Durch die intensive Zusammenarbeit der polnischen Ermittlungsbehörden, des LKA Berlin und der Kriminalpolizei Trier konnten 12 Straftaten dokumentiert und alle geplanten Geld- oder Wertübergaben verhindert werden.

Am Freitag, 26. September 2025, sollte eine 81-jährige Frau aus Winnenden Ziel der Täter werden. Nach einem Schockanruf wurde sie zur Geldübergabe aufgefordert. Als der 29-jährige polnische Abholer vor Ort erschien, wurde er von der Kriminalpolizei Waiblingen festgenommen.
Zeitgleich stürmten Ermittler in Warschau das Callcenter und nahmen dort zwei Männer im Alter von 49 und 24 Jahren fest. Dabei stellten sie umfangreiches Beweismaterial sicher – darunter ein deutsches Telefonbuch, Laptops, Mobiltelefone, Markenuhren im Wert von etwa 400.000 Złoty (knapp 94.000 Euro) sowie Schmuck, Kokain und Marihuana.

Im weiteren Verlauf unterstützten Beamte der Kriminalpolizei Trier die Ermittlungen vor Ort in Warschau.
Die beiden in Polen festgenommenen Männer wurden in Warschau, der 29-jährige Abholer am 27. September 2025 in Deutschland auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart beim Amtsgericht Waiblingen richterlich vorgeführt.
Gegen alle drei Tatverdächtigen wurde die Untersuchungshaft angeordnet. Die Verfahren gegen die in Polen Festgenommenen werden von der polnischen Justiz, das Verfahren gegen den in Deutschland Festgenommenen von der Staatsanwaltschaft Stuttgart geführt.

Grenzübergreifende Ermittlungen
Der Leiter der Kriminalinspektion Trier 2, Kriminaloberrat Manuel Kiy, lobte die herausragende internationale Zusammenarbeit:
„Dieser Ermittlungserfolg zeigt, dass sich die Täter auch im Ausland nicht sicher fühlen können. Selbst Grenzen und aufwendige Ermittlungen stellen, wie dieser Fall zeigt, keine Hürde für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden dar. Die Bearbeitung solcher schadensträchtiger und die Bevölkerung verunsichernder Delikte wird auch weiterhin eine hohe Priorität im Polizeipräsidium Trier einnehmen.“

Bericht der polnischen Polizei
Im Rahmen einer internationalen Polizeiaktion in Warschau haben Ermittler ein betrügerisches Callcenter ausgehoben, von dem aus gezielt ältere Menschen in Deutschland angerufen und betrogen wurden. Zwei Tatverdächtige wurden in Polen festgenommen, eine weitere Person in Deutschland.
Laut der Mitteilung der polnischen Polizei entdeckten Kriminalbeamte im Warschauer Stadtteil Praga-Południe eine Wohnung, die als Callcenter diente. Von dort aus riefen die Täter unter falschen Identitäten – als angebliche Verwandte, Polizisten oder Staatsanwälte – deutsche Bürger an und nutzten die bekannte „Cop-on-the-Spot“-Masche. Dabei wurden den Opfern erfundene Verkehrsunfälle und drohende Haftstrafen vorgespiegelt, um sie zur Zahlung hoher „Kautionen“ zu bewegen.
Während der laufenden Ermittlungen belauschten die Beamten ein deutschsprachiges Telefongespräch, in dem ein angeblicher Polizist einer 82-jährigen Frau in Deutschland erklärte, sie müsse eine Kaution zahlen, um die Haft eines Verwandten abzuwenden. Die Seniorin übergab daraufhin 27.000 Euro und 22.000 Schweizer Franken an eine 30-jährige polnische Geldbotin, die in Deutschland auf frischer Tat festgenommen wurde.
Zeitgleich drangen die Warschauer Ermittler in die Wohnung ein und nahmen dort zwei Männer im Alter von 49 und 24 Jahren fest – ein Vater und sein Sohn romanischer Herkunft. Beide bestritten zunächst jede Verbindung zur Tat.
Bei der Durchsuchung fanden die Polizisten jedoch das Telefon, mit dem die Opfer angerufen worden waren, sowie ein deutsches Telefonbuch, Laptops, Mobiltelefone, Schmuck und Designeruhren im Wert von über 400.000 Złoty (rund 94.000 Euro). Außerdem wurden Marihuana und Kokain sichergestellt.
Die beiden Männer wurden der Bezirksstaatsanwaltschaft Warschau-Praga Południe übergeben und wegen Mitgliedschaft in einer organisierten kriminellen Vereinigung und Betrugs angeklagt.
Auf Antrag des Staatsanwalts ordnete das Gericht drei Monate Untersuchungshaft an.
Auch der 30-jährige Komplize, der in Deutschland von der Polizei festgenommen wurde, befindet sich in Haft.
Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen – den Beschuldigten drohen weitere Anklagen im Zusammenhang mit zwölf ähnlich gelagerten Betrugsfällen in Deutschland.
Quelle der Polizeinachricht: Polizeipräsidium Trier / Hauptstadtpolizei Warschau